Praxishistorie

erbaut 1906 als Praxisklinik

Dr. Wolf Berger
In der Reute 30
71577 Großerlach

Bericht über die Ärzte, die in der Arztpraxis in Sulzbach, Backnangerstr. 89 (jetzt
Jahnstraße 1) tätig waren.

Erbaut wurde das Haus von Dr. Köhnlein in den Jahren 1908 – 1909. Er hatte in diesem Haus seine Arztpraxis im Erdgeschoss und im 1. Stock ein paar Zimmer, in denen er Patienten stationär behandelte, die er etwa nach einer Leistenbruch-Operation, nach einer Schilddrüsen-Operation, nach einem Knochenbruch oder zu einer Geburt aufnehmen musste.
Er soll auch eine Krankenschwester eingestellt haben, die die stationären Patienten versorgte. Zur selben Zeit wurde auch das Haus gegenüber erbaut, das heute die Familie Wasiliew besitzt.
Ein kleines Haus neben diesem Wohnhaus für ihn wurde durch den Kutscher gebaut, denn Hausbesuche machte der Doktor zumindest in den umlegenden Orten mit der Pferdekutsche. Das Arzthaus und das Wohnhaus trennte damals noch nicht die B14, die Bundesstraße gab es damals noch nicht. Nach dem 1. Weltkrieg ist Dr.Köhnlein Chefarzt vom Krankenhaus in Crailsheim geworden und von Sulzbach auch weggezogen.

Sein Nachfolger wurde Dr. Bosler, der Vater von Dr. Volker Bosler, letzterer ist in Sulzbach aufgewachsen und war später Arzt in Backnang und über viele Jahre Leiter der Ärzteschaft in Backnang. Der Nachfolger von Dr. Bosler war Dr. Krauß, er hatte nur wenige Jahre in Sulzbach praktiziert, er wurde krank und hatte sich selbst in das Krankenhaus in Winnenden eingewiesen. Er soll sehr begeistert gewesen sein vom Fliegen, bevor er den Flugschein machte, hatte er schon vorsorglich eine Windrose auf dem Dach des Arzthauses anbringen lassen, damit er sehen konnte, woher der Wind weht. Er ist dann im Krankenhaus in Winnenden an den Folgen eines Hirntumors gestorben.

Nach Dr. Krauß übernahm dann Dr. Müller die Praxis, ab Anfang der 30iger Jahre bis 1948. Im 2. Weltkrieg sind die beiden Söhne von Dr. Müller in Stalingrad gefallen. Im Jahr 1948 ist er bei einem Hausbesuch in Sulzbach zusammengebrochen und an einem Herzinfarkt gestorben.

Im Anschluss von Dr. Müller kam 1948  Dr. Noll.
Während des Krieges war er im Feldlazarett eingesetzt, nach dem Kriegsende hatte er zunächst noch ein paar Jahre im Diakonie-Krankenhaus in Schwäbisch Hall gearbeitet. Die Sulzbacher haben ihn sehr gemocht, sie sprachen respektvoll von ihrem „Gottlieb“. Er hatte eine gut gehende Praxis, machte auch gerne kleine chirurgische Eingriffe (bei der Chirurgie im Feldlazarett hatte er doch einiges gelernt). Ich war ein halbes Jahr bei ihm Assistent und habe sein ärztliches Können sehr geschätzt. Seine Frau war Hebamme, Ende der 50iger Jahre hatte er eine kleine Entbindungs-Station in seinem Wohnhaus in der Flurstr. 1 eingerichtet. Einige Frauen haben mir stolz erzählt, dass sie bei ihm ihr Kind
geboren haben.

Von 1975 bis zum Jahr 2005 (Dres. Berger) waren meine damalige Frau und ich in der Praxis tätig, das Arbeiten in der Landpraxis hat mir Freude gemacht.

Im Jahr 2006 – 2007 waren meine Tochter Susanne Mohr
und Frau Dr. Pfuhl-Melzer in dieser Praxis tätig. Frau Dr. Pfuhl-Melzer hat es jedoch nach kurzer Zeit wieder zurück in Ihre Heimat gezogen. Als meine Tochter keine Kollegin mehr finden konnte, die mit ihr die Praxis versorgt hätte, hat sie ihre Tätigkeit in Sulzbach auch beendet.

Jetziger Nachfolger ist seit 2008
der Facharzt für Allgemeinmedizin Franz Wernet, ich freue mich, dass er die Praxis übernommen hat und wünsche ihm in seiner Arbeit alles Gute.

Dr. Wolf Berger